„Das Thema nimmt jeden Tag an Schärfe zu“

„Das Thema nimmt jeden Tag an Schärfe zu“

Wolfs-Diskussionsabend der CDU mit dem Präsidenten der Landesjägerschaft

150325 Wolfsveranstaltung PP-Titelbild_w

Was haben wir vom Wolf noch zu erwarten?

Sonnenborstel. Die Rückkehr des Wolfes nach Niedersachsen und auch in den Landkreis Nienburg gehört aktuell zu den am meisten diskutierten Themen sowohl in Fersehen und Zeitungen als auch bei Twitter, Facebook & Co. „Das Thema nimmt jeden Tag an Schärfe zu“, wusste dann auch der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke aus dem Landkreis Stade, auf Einladung des CDU-Samtgemeindeverbandes Steimbke in Sonnenborstel zu berichten. „Es gibt aktuell zum Thema Wolf wohl kaum einen fachkundigeren Experten in Niedersachsen. Deshalb freuen wir uns, dass wir einen so hochkarätigen Referenten gewinnen konnten“, machte der Vorsitzende des CDU-Samtgemeindeverbandes, Holger Spreen, in seiner Begrüßung deutlich. Den Tagungsort habe die CDU bewusst gewählt, denn am Rande des Moores sei nicht nur vor 67 Jahren der weithin bekannte „Würger vom Lichtenmoor“ erlegt, sondern in jüngster Zeit seien auch wiederholt Wolfssichtungen und erste vermutete Wolfsrisse gemeldet worden. Diese Umstände mögen dazu beigetragen haben, dass Helmut Dammann-Tamke mit seinen fachkundigen und detaillierten Ausführungen den vollbesetzten Saal des „Jägerkrugs“ schnell für sich eingenommen hatte. Die gespannte Stille unter den rund 150 Zuhörern während des Vortrags verdeutlichte das unverändert große Interesse in der Bevölkerung an diesem Thema. So hatten nicht nur zahlreiche Landwirte und Jäger den Weg an den Rand des Lichtenmoors gefunden, sondern auch Familien mit Kindern, Hundehalter und viele Offizielle wie die Vorsitzenden von Kreisjägerschaft und Kreislandvolkverband, Vertreter des Landkreises, des Nabu, der Forstverwaltung, die beiden Wolfsberater im Landkreis sowie Mitglieder von Gemeinde- und Samtgemeinderäten und des Kreistags.

150325 Wolfsveranstaltung Dammann-Tamke_w

Helmut Dammann-Tamke beantwortete zahlreiche Fragen zum Thema Wolf aus den Reihen der Zuhörer.

 

Beginnend mit allgemeinen Fakten zum Wolf und seinen Lebensgewohnheiten erläuterte Helmut Dammann-Tamke anhand von Grafiken, Bildern und kurzen Filmeinspielungen die Entwicklung der Wolfspopulation in den letzten Jahren. 2015 gebe es in Niedersachsen bereits 5 Rudel mit 29 Wölfen. Das jährliche Wachstum der Population betrage 30-50 %, d.h., die Zahl der Wölfe verdoppele sich etwa alle zwei bis drei Jahre. Dabei würden zunehmend Wölfe beobachtet, die keinerlei Scheu vor Menschen zeigten, vor allem abwandernde Jungwölfe. Diese Jungtiere könnten auf der Suche nach einem eigenen, etwa 200-300 qkm großen Revier in vier bis fünf Monaten rund 1.500 km zurücklegen. Dies hätten mit einem Sender ausgestattete Tiere gezeigt. Die Ausbreitung des Wolfes von der Lausitz bis nach Niedersachsen sei dann auch schneller als erwartet erfolgt. Vor diesem Hintergrund müsse sich die Gesellschaft in absehbarer Zeit entscheiden, mit wieviel Wölfen wir leben wollen. Ab ca. 1.000 Tieren ergebe sich eine stabile Population, die den strengen europäischen Naturschutzvorgaben gerecht werde. Der Referent wagte dann auch die Prognose: Um die Akzeptanz bei den Menschen zu erhalten, werde in der Zukunft eine Bejagung notwendig werden, wie es sie bereits in einigen Nachbarländern gebe. Denn bevor dem Wolf die Beute ausgehe, werde es zu einer Protestwelle in der Bevölkerung kommen.

Die Fragen der sich anschließenden Diskussionsrunde verdeutlichten die schon heute vorhandenen Sorgen und Ängste: Wie reagiere ich, wenn ich beim Spaziergang auf einen Wolf treffe? Kann ich meine Tiere noch auf die Weide lassen? Darf mein Hund noch von der Leine? Helmut Dammann-Tamke war sichtlich bemüht, auf alle Sorgen einzugehen, machte aber zugleich deutlich, dass es nicht auf alle Fragen allgemeingültige Antworten gebe. Absolute Sicherheit könne es nicht geben. Als einzige Erkenntnis des Abends, die absolut sicher ist, bleibt deshalb wohl: Das Thema Wolf wird uns noch auf längere Zeit begleiten.