„Milch ist austauschbare Massenware“
CDU diskutiert mit Landvolk-Chef über die Situation auf den Höfen
Steimbke. Milchpreis so niedrig wie nie, sinkende Investitionen und eine Stimmung auf den Höfen so schlecht wie lange nicht mehr – Themen gab es genug, über die der Vorsitzende des Landvolk-Kreisverbandes Mittelweser, Tobias Göckeritz, mit den Zuhörern ins Gespräch kommen konnte. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe „Von der Kuh bis in den Bauch“ hatte der CDU-Samtgemeindeverband Steimbke in das Hotel „Zur Post“ eingeladen, um über die aktuelle Situation in der Landwirtschaft und die Preisbildung an den Agrarmärkten zu informieren.
„Wir wollen mit dieser Reihe am Beispiel der Milch einen Blick hinter die Kulissen der modernen Lebensmittelproduktion bieten. Wie der Preis zum Beispiel für einen Liter Milch im Supermarkt entsteht, der dafür notwendige Aufwand und was davon beim einzelnen Landwirt ankommt, das haben die drei gut besuchten Termine deutlich gemacht“, fasste der Vorsitzende des CDU-Samtgemeindeverbandes, Holger Spreen, die Themenreihe zusammen.
Wie prekär die Lage auf den Höfen ist, wurde im letzten Termin der Reihe deutlich. „40 Cent wäre für die meisten Betriebe ein auskömmlicher Milchpreis, aktuell droht er auf unter 20 Cent zu fallen. Das geht für die Höfe an die Substanz“, findet CDU-Vorstandsmitglied Christian Andermann, Mitorganisator der Veranstaltungsreihe und selbst Landwirt. Dank der anschaulichen Erläuterungen des Landvolk-Chefs Göckeritz zeigte sich schnell, wie wenig Einfluss Landwirte und Molkereien auf den Verkaufspreis im Laden haben. Der Milchpreis werde durch die Gesamtanlieferung am Weltmarkt gemacht, dafür spiele die nationale Milchmenge keine Rolle. Milch sei eine austauschbare Massenware, es sei egal, ob sie in Irland oder Indien produziert werde. Dazu komme, dass in Deutschland auf der einen Seite der Landwirtschaft kein Marktschutz gewährt werde, sie aber auf der anderen Seite mit Kosten belastet werde durch rechtliche Auflagen und Einschränkungen. Das koste massiv Geld und gefährde unseren ländlichen Raum und die Produktion. Und daran könne der einzelne Landwirt wenig ändern. „Der Selbstausbeutung auf den Höfen ist Tür und Tor geöffnet, einen Mindestlohn für Landwirte hätte ich auch gerne. Bei einem Milchpreis von aktuell 23 Cent legt jeder Betrieb pro Jahr und Kuh 1000 Euro dazu. Betriebe, die in den letzten Jahren investiert haben, leiden jetzt besonders, weil sie auch noch die Tilgung aufbringen müssen“, so Göckeritz. CDU-Bundestagsabgeordneter Maik Beermann thematisierte das Missverhältnis zwischen dem Ladenpreis für Trinkmilch von rund 50 Cent und dem Preis für spezielle Katzenfuttermilch von umgerechnet 4,20 Euro pro Liter. Das mache deutlich, welch hohe Bedeutung Haustiere und welchen geringen Wert Lebensmittel bei weiten Teilen der Verbraucher hätten. Das sahen auch Göckeritz und andere Teilnehmer der Diskussion so – eine schnelle Lösung der Krise auf den Höfen hatte allerdings niemand parat. Einen Vorschlag hatte der Kreislandvolk-Vorsitzende dann abschließend aber doch: „Der Lebensmitteleinzelhandel müsste verpflichtet werden, Lebensmittel nicht unter Herstellungspreisen zu verkaufen. Das wäre auch aus ethischen Aspekten geboten. Der Einzelhandel darf die Einkaufspreise nicht unter die grundlegenden Produktionskosten drücken.“